Angsthund

#9 Angsthund | Sollte ein Angsthund eine Hundeschule besuchen?

Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, welche Hundeschule wir mit Boerne besucht und wann wir mit dem Hundetraining nach seinem Einzug begonnen haben. Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen mit seinem Angsthund eine Hundeschule zu besuchen? Als Boerne bei uns einzog, war geplant, zumindest am Anfang eine Hundeschule zu besuchen, um mit ihm die gröbsten Tricks zu trainieren. Aber schnell stellte sich heraus, dass dies so einfach nicht möglich ist. Boerne hatte große Angst und wir mussten erst einmal damit anfangen, das Gassigehen mit ihm zu trainieren und die Angst vor uns zu verlieren.

Daher entschieden wir uns am Anfang für ein paar Stunden Einzeltraining bei uns zu Hause. Wir haben dabei einige gute Tipps erhalten und diese versucht umzusetzen, was auch erst einmal ganz gut funktionierte. Den Ratschlag, Boerne am Anfang nur in den gesicherten Garten zu lassen und nicht auf die Straße zu gehen, haben wir aber ignoriert. Das gefiel mir damals nicht. Ich halte dies aber im Nachhinein schon für einen sinnvollen Ratschlag. Ich glaube, dass man vor allem Angsthunde erst einmal ankommen lassen sollte und wenn man die Möglichkeit hat, den Hund zwischendurch mal Gartenluft schnuppern zu lassen, ist das weniger stressig für den Hund. Wir haben Boerne mehrfach täglich auf die Straße gezwungen, was für Hund und auch für uns mit viel Anstrengung und Frust verbunden war.

Hundeschule: Einzeltraining oder Gruppentraining?

Meine Vorstellung von einer Hundeschule war, dass wir Boerne dort mit vielen anderen Hunden zusammenbringen könnten, um so die Grundkommandos zu erlernen. Tja, was passiert, wenn man einen Angsthund, der noch nicht richtig angekommen ist, in eine Hundeschule bringt? Richtig, er bekommt noch mehr Angst. Boerne konnte sich überhaupt nicht konzentrieren, hat gezittert, wollte weg. Die Hunde haben ihn dabei nicht gestört, aber die vielen Menschen, die mit ihren Hunden dort waren. Er konnte sich nirgendwo zurückziehen oder verstecken und laufend wurde er von fremden Leuten angeguckt oder sogar angesprochen! Er wusste gar nicht, wie er am schnellsten aus der Situation rauskommt.

Boerne liegt auf dem Boden

Auch uns kannte er noch nicht lange! Natürlich bin ich danach auch nicht mehr mit ihm dort hingegangen. Von den Hundetrainern ist übrigens keiner auf die Idee gekommen, mir zu empfehlen, noch mit der Hundeschule zu warten. Daran hätten sie ja schließlich nichts mehr verdient und ein Einzeltraining hat diese Schule nicht angeboten.

Unsere Einzelstunden haben uns dann schon eher weitergebracht. Ich würde auch jedem raten, sich am Anfang mit einem Trainer oder einer Trainerin zu beraten und sich gut zu informieren, wie man dem Hund die Angst nehmen kann, um ihm anschließend für ein besseres Zusammenleben einige Grundkommandos beizubringen. Und vor allem, wie man das Vertrauen seines Angsthundes gewinnen kann.

Grundkommandos lernen ohne Angst

Boerne war in den ersten Monaten bei uns für nichts zu begeistern, was es natürlich schwierig machte, ihn für ein erfolgreich ausgeführtes Kommando zu belohnen. Mit Futter war er nicht zu locken, vor dem Klicker ist er panisch weggerannt, streicheln fand er doof und Spielzeug hatte er noch nie zuvor gesehen (und kann auch bis heute damit nicht wirklich etwas anfangen). Nach ein paar Monaten Handfütterung legte sich die Angst ein bisschen und er fand immer mehr gefallen an den ganzen Leckereien, die wir ihm angeboten. Somit war für uns dann schnell klar, dass Boerne lernwillig ist, wenn es danach etwas zu futtern gibt. Das haben wir natürlich ausgenutzt und für uns herausgefunden, dass es für Boerne am angenehmsten ist, wenn wir alleine mit ihm Zeit verbringen und die Kommandos lernen, als wenn dies im Trubel einer Hundeschule geschehen würde.

Mein Fazit – Keine Gruppenstunden mit Angsthunden

Ich bin der Meinung, dass man einem Angsthund keine Gruppenstunden in Hundeschulen zumuten muss. Hat er sich eingelebt und ist mit der Zeit Menschen gegenüber nicht mehr zurückhaltend, dann ist das natürlich klasse und Gruppenstunden sollten kein Problem darstellen. Ist die Angst Menschen und vielleicht sogar anderen Hunden gegenüber noch ausgeprägt, sollte man gewissenhaft überlegen, ob eine Hundeschule hier wirklich Sinn macht. Einzelstunden dagegen kann ich auf jeden Fall empfehlen. Erfahrene Hundetrainer können deinen Hund gut einschätzen und dir Tipps geben, wie du das Vertrauen deines Hundes gewinnen kannst.

Inzwischen gibt es auch viele Hundetrainer, die auf Angsthundetraining spezialisiert sind.

Wie sind deine Erfahrungen mit Hundetrainern und Hundetrainerinnen?

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