#4 Angsthund | Kann man einen Angsthund baden?
Diese Frage habe ich letztens auf meinem Instagramkanal gestellt bekommen und da die Antwort etwas ausführlicher ausfallen wird, beantworte ich sie an dieser Stelle. Als Boerne bei uns einzog war schnell klar, dass er vor neuen und unbekannten Räumen und Gegenständen Angst hat. Hinzukommt, dass er sich in seine Angst auch richtig reinsteigern kann. Pure Panik! Dann fängt er an zu zittern, ist nicht mehr ansprechbar und bewegt sich keinen Millimeter mehr vom Fleck. Alternativ flüchtet er und versteckt sich unter einen Tisch. Also ist klar, dass man – nicht nur – aber vor allem bei einem Angsthund sehr viel Feingefühl haben muss. So muss man den Hund langsam an neue Situationen heranführen. Um die Frage schon vorweg zu beantworten: Natürlich kann man auch einen Angsthund baden! Man muss nur wissen, wie man das am besten anstellt.
Gute Vorbereitung ist wichtig
Willst du deinen Angsthund baden, dann hilft es dir und auch deinem Hund ungemein, wenn du gut vorbereitet bist. Räume also im Umfeld von Dusche oder Badewanne alles weg, was nichts mit deinem Plan, deinen Hund zu baden zu tun hat und bei einer unachtsamen Bewegung vielleicht sogar umfallen und deinen Hund erschrecken könnte. Danach lege den Boden der Wanne oder Dusche mit einer Antirutschmatte oder einem großen Handtüchern aus, damit dein Hund einen möglichst festen stand haben kann. Zusätzlich solltest du dir schon das Hundeshampoo bereitstellen, eine ordentliche Portion Superleckerchen und – absolut empfehlen – einen Hundebademantel*. Hört sich lustig an, hilft aber ungemein – erkläre ich gleich noch!
Gewöhne deinen Hund an das Badezimmer
Der vorerst wichtigste Schritt ist allerdings die Gewöhnung an den Raum. Dein Hund sollte das Badezimmer zunächst mit positiven Ereignissen verknüpfen. Dazu habe ich Boerne immer wieder im Badezimmer mit leckeren bestochen, was gar nicht so einfach war. Boerne fährt zwar auf Leckerchen aller Art ab, aber es muss schon etwas richtig besonderes wie Käse oder Leberwurst sein, damit er auch wirklich mit ins Badezimmer kommt. Vielleicht hat dein Hund ein Lieblingsspielzeug? Dann spiele auch mal im Badezimmer mit ihm. Leider ist es bei Angsthunden recht häufig der Fall, dass sie nach Monaten oder Jahren plötzlich die positive Verknüpfung mit Räumen oder Ereignissen vergessen können, daher solltest du – auch wenn es gut klappt – regelmäßig mit deinem Hund im Badezimmer “trainieren”.
Bei Boerne klappt der Gang ins Badezimmer leider auch nach 6 Jahren nur nach dem Zufallsprinzip. Es gibt Tage an denen er sogar alleine mal gucken geht, was in dem Raum so los ist (und wenn er Angst bekommt, versteckt er sich auch schonmal unter dem Waschbecken) und es gibt Tage, an denen lässt er sich nichtmal mit den leckersten Fressalien über die Türschwelle locken. Da gibt es dann zwei Möglichkeiten, die beide nicht optimal sind, aber manchmal kann die Wanne – nach einem Matsch – oder Güllebad – halt nicht warten, bis der Herr Hund entspannt ins Badezimmer wackelt.
Da muss sofort eine Lösung her und dann gehe ich halt mit Leine und Geschirr mit ihm ins Badezimmer und mache die Tür hinter mir zu. Hilft das auch nicht, dann muss er halt getragen werden. Im Badezimmer gebe ich ihm dann immer noch ein bisschen Zeit, bevor es losgeht, damit er sich beruhigen kann. Das funktioniert mit Hilfe von Leckerchen auch immer ziemlich schnell.
Dusche oder Badewanne? Oder doch lieber Gartenschlauch?
Wo du deinen Hund badest ist letztendlich egal. Für uns kommt das Abbrausen mit dem Gartenschlauch nicht in Frage. Boerne hat nämlich Angst davor (wen wundert es) und sobald der Gartensprenger an ist, ist der Hund verschwunden. Damit wir seine Angst nicht noch verstärken und ihn womöglich sogar im Garten anbinden müssten, fällt diese Möglichkeit für uns somit raus. Da ist wäre im Vorfeld klar, dass der Stresspegel von Hund – und Mensch – riesig wäre. Das muss nicht sein, denn wir möchten es Boerne ja so einfach wie möglich machen.
Ob du deinen Hund in der Badewanne oder in der Dusche badest spielt keine große Rolle. Es kommt erstmal nur darauf an, was dir zur Verfügung steht. Beides hat seine Vor- und Nachteile. In die Badewanne muss ich Boerne auf jeden Fall reinheben, da er sich mit einem Sprung schnell verletzten könnte. Mit seinen knapp 20 Kilo ist das noch gut zu schaffen. Dafür versucht er hier schonmal gerne wieder auszusteigen.
Zum Glück kenne ich meinen Hund und erkenne sofort, wenn er eigenständig plant, die Situation zu verlassen. Dann hängt er erstmal lässig eine Vorderpfote über den Wannenrand, guckt mir in die Augen und in dem Moment in dem ich eine Hand von ihm ablasse, weil ich zum Beispiel das Wasser auf- oder abdrehen möchte, versucht er mit einem gezielten Sprung der Wanne zu entkommen. Das kann dann natürlich auf dem rutschigen Boden schnell zu Verletzungen führen, wenn man da nicht genau aufpasst.
Ein Vorteil der Wanne ist, dass Boerne seinen Kopf selbstständig über den Wannenrand legt und ich dann auch nicht aus Versehen seinen Kopf abbrause. Den kann ich so optimal aussparen. Ob er das aus diesem Grund macht oder nur, weil er so die Superleckerchen besser beobachten kann, weiß ich nicht. Aber für mich ist das eine perfekte Arbeitserleichterung.
In die Dusche kann Boerne selber einsteigen. Da muss ich dann nur noch seinen Flauschpopo hinterher schieben. Meist geht er nämlich nur mit den Vorderpfoten rein, ahnt, was jetzt furchtbares passieren könnte und dann den Rückwärtsgang einlegt, bevor er überhaupt ganz drin ist. Dafür habe ich ihn hier besser unter Kontrolle. Er kann nicht versuchen abzuhauen und ich habe beide Hände frei um den Wasserhahn oder die Shampooflasche zu benutzen. Dafür muss ich hier auch besser aufpassen, dass ich seinen Kopf nicht unter Wasser setze.
Nun kommt der Hundebademantel ins Spiel: Diesen ziehe ich Boerne schon direkt in der Wanne oder der Dusche an, bevor er auch nur auf die Idee kommen könnte sich zu schütteln. Damit muss nach der Hundedusche auch nicht das gesamte Badezimmer renoviert werden. 😉 Den Bademantel trägt er dann eine Viertelstunde – wenn er damit einschläft auch mal länger – und wenn ich ihn ausziehe, dann ist das Hundetier auch schon fast wieder komplett trocken.
Man kann einen Angsthund baden
Boerne lässt die Dusche inzwischen ohne allzu großen Stress über sich ergehen. Ich weiß, dass es ihm nicht gefällt und er die ganze Situation doof findet. Schließlich dürfen seiner Meinung nach maximal die Beine nass werden. Aber mit Leckerchen, viel Zeit und einer guten Vorbereitung klappt es den Hund zu baden ohne dass jemand zu schaden kommt. Am wichtigsten ist hier natürlich das regelmäßige Training, denn eine Hundedusche findet im Normalfall nur alle paar Wochen – noch besser alle paar Monate – statt und daher sollte dein Hund immer gut darauf vorbereitet sein. Die ersten Male war es bei uns übrigens so, dass Boerne keine Leckerchen in dem Raum angenommen hat, da er so nervös war. Inzwischen fordert er sie sogar ein. Viel Zeit und Geduld sind hier also entscheidend. Dann klappt es auch einen Angsthund zu baden.
Wie badest du deinen Hund am liebsten? Und mag dein Hund die Badewanne oder ist er eher ängstlich in der Situation?
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