Hunde abgeben, weil man neue Hobbys hat?
Es gibt Momente, die machen mich als Frauchen ziemlich sprachlos. Ich weiß nicht, ob ich hier überreagiere oder ob ihr das genauso seht wie ich. Daher erzähle ich euch die Geschichte von 2 Hunden, die aufgrund neuer Hobbys, ihre ganze Familie verloren haben und nicht verstehen können, warum sie von einem auf den anderen Tag nicht mehr geliebt werden.
Namen wurden – natürlich – von mir als Redaktion geändert!
Ich würde mich am Ende sehr über einen Kommentar mit eurer Meinung freuen.
Lunas Luxusleben
Annabel aus einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg hatte schon ihr ganzes Leben immer wieder mit Hunden zu tun gehabt. Sie wuchs mit Hunden auf und später kaufte sie einen kleinen Welpen von einem renomierten Züchter. Die kleine Hündin Luna war ihr ein und alles! Sie lebte für diesen Hund und nicht selten wurde sie als Hundehelikoptermutter abgestempelt. Obwohl Annabel nicht auf großem Fuß lebte, fehlte es Luna an nichts. Sie hatte in jedem Zimmer einige Hundekörbchen, ihre Hundegarderobe war größer als mein Kleiderschrank, jedes Kind wäre bei der Menge an Kuscheltieren und Spielzeug überfordert gewesen und mindestens einmal im Monat wurde Luna beim Tierarzt untersucht. Zu Spitzenzeiten auch mehrfach in der Woche, um sicher zu gehen, dass auch alles gut war.
Luna wurde den ganzen Tag lang vom Frauchen betüdelt und war in Gesprächen mit Annabel Thema Nr. 1. Die kleine Hündin hatte nur die teuersten Geschirre, Hundejacken und -pullover, Leinen nur vom Feinsten und als Hundebesitzer weiß man, dass bei Hundekörbchen preislich keine Grenzen gesetzt sind. Ein richtiges Luxusleben eben. Luna bekam regelmäßig vorbeugend Physiotherapie und ihr ganzer Tag war klar strukturiert.
Jeden Tag gab es immer die gleichen Rituale (grundsätzlich eine gute Sache, aber vielleicht etwas übertrieben). Festgelegt war: Wann gespielt wurde, wann Ruhe herrschte, wann gekuschelt wurde, wann trainiert wurde, wann Gassirunden anstanden usw. Die Hündin hatte ihren eigenen Stundenplan. Da wurde dann auch genau geschaut, wie oft in der Woche es maximal Playdates mit anderen Hunden gab, da wurde geschaut, wann man welchen Ausflug mit Luna machte und wie lange Luna jeweils maximal draußen sein durfte. Verstand sich Luna mit einem ihrer Hundekumpels plötzlich nicht mehr oder wurde der Spielpartner einmal ausnahmsweise zu wild, wurde der Kontakt – auch mit den dazugehörigen Menschen – abgebrochen. Schließlich war das kein guter Umgang für Luna.
Kritik an allen anderen Hundebesitzern
Annabel war so auf ihren Hund fixiert, dass sie anderen Hundebesitzern über Social Media und in ihrem privaten Umfeld sehr deutlich machte, was sie ihrer Meinung nach in der Hundeerziehung alles falsch machten. Das fing schon beim Futter an. Annabel kritisierte alle Frauchen und Herrchen, die eine andere Fütterungsmethode als sie wählten. Sie selbst wechselte gefühlt alle paar Monate die Fütterungsart von Luna und änderte ständig ihre Meinung zu Futter, Produkten usw. Mal war Barfen angesagt, mal war Barfen out. Was heute angesagt war und das Beste für Hunde, war morgen absolut hundeschädlich. Das Futter ist hier nur ein Beispiel von vielen.
Alle Aufmerksamkeit galt Luna – und diese kannte es auch nicht anders! Alle Aufmerksamkeit? Na, etwas anderes war Annabel auch wichtig.
Zweiter Hund für Social Media
Annabel war ein großer Social Media Junkie.
Wie süchtig nach Anerkennung und Likes – hatte sie eine Bildschirmzeit, bei der sich sogar Mark Zuckerberg fragen würde, ob das noch gesund ist. Auf diesem Weg baute sie sich allerdings eine große Hunde-Fangemeinde auf. Ihre Follower liebten sie für ihre ehrliche Art und ihre Hater kritisierten sie für ihren häufigen radikalen Meinungswandel.
Irgendwann stagnierte ihre Reichweite und ihre Lösung von dem Problem war einfach: Ein zweiter Hund muss her! So konnte sie die Suche nach einem Zweithund thematisieren, den Einzug, die ersten Anschaffungen, das Einleben u.v.m. Sind wir doch mal ehrlich: Hundefotos mit zwei Hunden sind doch auch viel süßer als nur mit einem Hund! Oder seht ihr das etwa anders? 😉
Auch Hund Nr. 2 wurde kräftig vermarktet, aber nicht so sehr geliebt wie Luna. Bruno – ein junger Mischling aus dem Tierschutz – stand an zweiter Stelle, bekam nicht so tolles Futter und wenn sie von ihren Hunden sprach wurde immer deutlich, dass die verwöhnte Luna die Beste war und Bruno halt auch bei ihnen wohnte.
Ihrer Followerzahl brachte der Zweithund auf jeden Fall den gewünschten Effekt. Die Zahlen kletterten wieder rasant nach oben. Die Kooperationspartner standen Schlange.
Hunde sind out – Kajak fahren ist das neue Hobby
Nach einiger Zeit kamen die Rückschläge für Annabel. Ihr Social Media Account wurde gehackt, als sie sich in einer Drittapp anmeldete, um zu sehen, wer ihr alles entfolgte. Das Drama war groß, Tränen flossen, Notfallpläne wurden geschmiedet – doch keine Chance. Ihr verzweifelter Versuch einen neuen Account aufzubauen scheiterte und wurde ein Flop. Ein Shitstorm brach über sie ein. Sie löschte den Account.
Social Media war bei Annabel von nun an kein Thema mehr (sie verurteilte nun Menschen, die einen Social Media Account haben) und ihre Hunde waren von einem auf den anderen Tag plötzlich out. Sie sprach nun wiederholt davon, die „Köter“ abzugeben. Hunde abgeben hat sie – ihr ahnt es schon – zuvor immer verurteilt.
Ihre Zeit und ihr Geld wollte sie nun lieber in ihr neues Hobby stecken: Kajak fahren! Mit Anschaffung der ersten Ausrüstung standen Luna und Bruno nur im Weg. Ihr Highend-Nassfutter wurde auf eine billige Eigenmarke von Trockenfutter umgestellt. Hundekörbchen und -spielzeuge wanderten in den Müll um Platz für das Kajak in der Wohnung zu schaffen, die Hunde wurden nur noch zum Pippimachen vor die Tür gebracht, Playdates gab es nicht mehr, einmal im Monat fand noch ein Ausflug zum Hundeplatz statt. Und täglich rechtfertigte sie sich, dass die Hunde es woanders besser haben, weil sie keine Lust mehr auf die Tiere hat.
Hunde abgeben, weil man keine Lust mehr auf sie hat
Annabel erntete dafür bei mir nur mein absolutes Unverständndis. Ich kann nicht verstehen, wie man die kleinen Lebewesen einfach so „vor die Tür setzen“ kann, nachdem sie Jahre von ihr verhätschelt wurden und sich ihr gesamtes Leben um die Hunde drehte. Sie brauchte sie nun scheinbar nicht mehr, um Anerkennung von fremden Menschen zu bekommen und strich sie daher aus ihrem Leben.
Hunde verstehen nicht, warum sie verlassen werden, warum sie in eine andere Umgebung müssen, warum Frauchen oder Herrchen nicht mehr da sind. Sie hat ihren Tieren die Bezugsperson genommen.
Reagiere ich über? Ist Hunde abgeben ok?
Annabel hat die Hunde nun tatsächlich abgegeben. Gemeinsame Bekannte haben dies mir gegenüber vor ein paar Wochen bereits geäußert. Annabels Verhalten über die Trennung von Luna und Bruno ist scheinbar nun geprägt von reiner Gleichgültigkeit. Ich muss für mich sagen – und vielleicht bin ich mit dieser Auffassung auch radikal – dass das für mich absolute Tierquälerei ist und das Schlimmste ist, was man seinem Hund antun kann. Hunde abgeben, weil man neue Hobbys hat? Da kommen mir die Tränen, die armen Hunde! Ich hoffe, dass sie, sobald sie ein neues Zuhause haben, mehr geliebt werden und es ihnen besser geht. Und hoffe sehr für Bruno und Luna, dass sie wenigstens zusammen vermittelt werden und noch viele schöne und glückliche Jahre in ihrem neuen Zuhause haben, in dem sie nicht nur für Klicks geliebt werden.
Aber wie seht ihr das? Eure Meinungen würden mich sehr interessieren! Wann ist es ok, für einen Hund ein neues Zuhause zu finden? Wann ist es ein NoGo? Würdet ihr Hunde abgeben, weil ihr ein neues Hobby habt?
7 Kommentare
Simone
Hallo Steffi,
ich kenne leider eine ähnliche Geschichte. Die Kollegin meiner Schwester hat ihre Hunde immer sehr geliebt, viel mit ihnen trainiert und hat die beiden dann nach 8 Jahren an einen entfernten Bekannten abgegeben, weil sie plötzlich nur noch reisen wollte.
Sie fliegt jetzt um die Welt und macht Dinge, die mit Hunden unmöglich waren.
Ich finde das nicht gut. Wenn man schwer krank wird und sich nicht kümmern kann, ist es vielleicht ok für die Hunde ein neuen Herrchen zu finden. Dann geht es manchmal nicht anders.
Ich mag deinen Blog!
Alles Gute, Simone!
Steffi
Liebe Simone,
ich gebe dir recht. Es gibt immer Gründe, die erfordern können, sich von seinem geliebten Haustier trennen zu müssen. Dazu gehört u.a. auf jeden Fall auch zu, dass man so schwer erkrankt, dass man seinem Tier nicht mehr gerecht werden kann.
Aber Tiere einfach aus persönlichem Egoismus heraus abzugeben, ist schwer nachvollziehbar. Hoffen wir einfach, dass die Tiere nach so einer Erfahrung zu liebenden Menschen kommen, die sich besser kümmern können.
Alles Liebe
Steffi
P.S.: Vielen Dank für dein Kompliment! 🙂
Silke
Hallo liebe Steffi,
Ich lehne sowas absolut ab. Es sind Familienmitglieder und da es dort anscheinend keinerlei Probleme gab, fehlt mir da jedes Verständnis.
Einziger Grund hätte bei uns sein können, wenn es mit den Katzen nicht geklappt hätte…
Bei völliger Überforderung, sodass der Hund woanders wirklich einfach profitieren würde,
Aggressionsproblemen bei kleinen Kindern oder auch zu gestressten Hunden, wenn Kinder kommen… Krankheiten… ist das alles verständlich und manchmal leider nicht zu vermeiden… aber nicht wegen anderer Hobbys oder stagnierender Followerzahlen!!!
Liebe Grüße, auch an Boerne,
von Silke, Boernes Zwilling und dem Rest der Familie
Steffi
Liebe Silke,
du hast vollkommen recht. Es gibt immer mal wieder – so traurig es auch ist – Gründe, die einfach erfordern, dass man sich von Haustieren trennen muss. Aber das sind dann meist Gründe, auf die man selber keinen direkten Einfluss hat. Bei neuen Interessen und Hobbys ist es nicht normal seine Haustiere abzuschieben. Da steht leider der Egoismus der entsprechenden Personen ganz klar im Vordergrund und das haben die Tiere einfach nicht verdient.
Wer Hunde oder auch andere Haustiere aufnimmt, der muss sich seiner Verantwortung auch bewusst sein.
Liebe Grüße
Steffi
Miriam
Puh, da weiß man wirklich nichit, was man davon halten soll.
Ich kenne auch so einen Fall. Da wurde ein Hund abgeschoben, weil die Familie plötzlich entschieden hat immer wieder regelmäßige Städtetripps zu machen und weil sie halt immer wieder in Museen gehen wollten, wollten sie sich mit Hund nicht einschränken und eine Hundepension wollten sie nicht bezahlen.
Der Hund wurde während C. angeschafft.
Einfach nur traurig sowas! Ich kann das nicht verstehen! Würde das meiner Hündin nie antun!
Steffi
Hallo Miriam,
wenn man seine Hunde wirklich liebt, kann man so etwas auch wirklich nicht nachvollziehen.
Ich hoffe, dass der Hund deiner Bekannten nun ein tolles neues Zuhause gefunden hat!
Viele Grüße
Steffi
Christine
Hallo ihr Lieben,
ich muss mich jetzt mal richtig ….ich bin kein Typ der überall seinen Senf abgibt aber dieses Thema liegt mir schon sooo lang auf der Seele…ich bin 55 und keine Social Media Tussi aber ich bzw mein Mann und ich sind auf der Suche nach einem Zweithund da wir unseren geliebten Tyson letztes Jahr krankheitsbedingt einschläfern mussten , ich hatte insgesamt schon 4 Hunde, eine Hündin 6 Jahre habe ich noch und alle waren bis zu ihrem Tod bei mir/uns! Hier beginnt für mich Tierliebe, man muss sich vorher darüber im Klaren sein dass man ein Lebewesen zu sich holt was für uns gleich steht mit Familienmitglied! Das heißt 10 bis vielleicht 15 Jahre Verantwortung und auch mal Verzichten! Dafür bekommt man täglich soviel Liebe zurück dass man sich überglücklich schätzen kann! Aus eigener Erfahrung weiß ich wie das Abgeben eines Hundes „funktioniert „, meine Stieftochter hat es so gemacht und die Hündin lebt seither bei uns❤️…ich hatte mit Engelszungen auf sie eingeredet noch zu warten mit einem Hund (Wohnung nicht fertig renoviert, Beziehung instabil und der Urlaub stand vor der Tür) aber wie ihr sicher schon ahnt hat man nicht auf mich gehört und den Hundewelpen angeschafft, sie wohnten damals noch bei uns im Haus da wie schon gesagt ihre Wohnung noch nicht fertig renoviert war, alles war sooo toll am Anfang…doch man musste plötzlich und völlig unerwartet nachts raus weil der Hund muss ja stubenrein werden, welch Stressdas hat schon nicht gut funktioniert, Ur das überall herum zeigen war toll, wobei wohl mal was vorgefunden sein muss mit einem anderen großen Hund da sie seither aggressiv auf große Hunde reagiert ☹️ tja ihr ahnt es schon, nach einigen Wochen war es soweit, die Beziehung ging in die Brüche und der Hund sollte einfach zurück zum Züchter, der hätte schon neue Besitzer gefunden diese wollten aber erst in Urlaub fahren und die Süße wäre wieder 3 Wochen dort gewesen und dann erst in ihr neues zu Hause gekommen so nun kommen mein Mann und ich ins Spiel, wir haben Bonny adoptiert weil sie ein Lebewesen und wie mein Mann es sagte „kein Ikea Möbel“ ist und wir sind glücklich sie zu haben! Sie hat uns Trost geschenkt als wir unseren Tyson gehen lassen musstenund sie wird genauso bis zum Ende bei uns bleiben! Nun nach Trauerphase suchen wir einen Zweithund und ich bin nur noch geschockt um nicht zu sagen angepi…t was ich hier im Internet lese warum Leute ihre Hunde abgeben…leider gibt es kein Mittel dagegen aber es macht mich tieftraurig bis mega wütend wie mit Lebewesen umgegangen wird. Ein Züchter kommt für uns nicht in Frage, 98% davon sind reine Vermehrer denen es nur um die Kohle geht, wir wollen einem armen Schatz aus dem Tierschutz ein liebevolles „für immer“ zu Hause geben! Liebe Leute das ganze liegt mir schon Jahre im Magen und ich denke daß mich die meisten verstehen und einer Meinung sind! PS. Der Kontakt zu meiner Stieftochter ist seitdem abgebrochen, ich kann es ihr einfach nicht verzeihen! Danke für’s lesen, freue mich über Kommentare Christne