Schon wieder abgehauen | Karin Michalke – Eine Hundegeschichte mit Herz

[Werbung, Rezensionsexemplar]

Vor kurzem habe ich Karin Michalkes autobiografisches Buch „Schon wieder abgehauen“ zugeschickt bekommen und mich sehr darüber gefreut, denn nicht nur der Titel des Buches, auch der Untertitel „Wie ein Problemhund mein Leben aufmischte – und warum mir nichts Besseres passieren konnte“ passt einfach zu gut zu Boerne und mir. Wie ihr wisst, ist Borne ein Problemhund. Durch seine Angst und die daraus folgenden Überreaktionen hat er uns beide, immer wieder in Situationen mit (nennen wir es einmal positiv) großen Herausforderungen gebracht.

Karin Michalke schreibt in ihrem Buch auf humorvolle Art über ihr Kennenlernen und Leben mit Billy-Joe, einem Straßenhund-Mischling, der sich nicht immer an Regeln hält und sehr gerne mal seine eigenen Wege geht. Bei dem Buch handelt es sich um keinen klassischen Hundeerziehungsratgeber. Es beschreibt viel mehr eine persönliche Geschichte, die allen Frauchen und Herrchen Mut macht, dass man nicht aufgeben sollte, auch wenn das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund nicht immer einfach ist. Da helfen oft Humor und Ironie, um nicht in Verzweiflung zu versinken. Das richtige Mind-Set, um so einem Hund immer wieder neue Chancen und etwas Lockerheit zu geben, die er ansonsten nicht unbedingt mitbringt. Dies soll aber nicht bedeuten, dass es an Ernsthaftigkeit fehlt. Die Mischung macht es. Es wird auch mal dramatisch.

Vom „wohlgelaunten Lebenspartner“ zum „35 Kilo geiferndem Attentäter“

Nachdem Hund Billy nicht mehr nur nach Hasen Ausschau hält, sondern nun auch anfängt sein Frauchen vor anderen Hunden zu beschützen, indem er diese angreift, ist Karin Michalke klar, dass eine Hundetrainerin für Problemhunde ihr letzter Ausweg ist. Es ist keine Schande, sich von erfahrenen Menschen Hilfe zu holen, die sich vor allem mit Problemhunden auskennen.

Aber es erfordert viel Mut, deren Entscheidungen auch mal vor Ort in Frage zu stellen. Z.B. sah eine Hundetrainerin die ultimative Lösung im Stachelhalsband, um Billy anständig zu erziehen. Und ich finde toll, wie die Autorin ihren inneren Kampf und ihre Unsicherheit in Bezug auf dieses Halsband für Billy, auf ehrliche und sympathische Art beschreibt und sich letztendlich gegen diese Form der Erziehung und somit gegen diese Trainerin entscheidet. Inzwischen ist diese umstrittene Form der „Erziehung“, bei der Hunde mit Schmerzen auf Kurs gebracht werden sollen, in Deutschland auch verboten. Doch dies wird auf dem langen Weg nicht die einzige Hundetrainerin bleiben, die fragwürdige Methoden anwendet, um den Hund zu erziehen.

Die Autorin schafft es diese Erlebnisse immer wieder unterhaltsam und mit einem Zwinkern zu erzählen. Obwohl es eigentlich nicht immer witzig ist, kann man sich beim Lesen ein Lachen oft nicht verkneifen.

Verzweiflung und Glück liegen oft so nah beieinander

Doch so humorvoll dieses Buch auch geschrieben ist, so gibt es auch die tragischen Seiten der Geschichte, voller Verzweiflung, in der die Erzählerin an ihre Grenzen kommt oder am Ende ihrer Kräfte ist.

Mir gefällt die Art des Erzählens sehr und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, was Billy noch so alles anstellt und wie er sein Frauchen aus der Fassung bringt. Darüber hinaus hat mich Billys Schicksal und der Umgang der Autorin mit ihrem Hund sehr berührt. Wir leiden oft mit der Erzählerin mit und erfahren, was für ein Gefühl es ist, einen Hund zu haben, der anders reagiert, als man es sich wünschen würde. Gleichzeitig finden sich wohl die meisten Frauchen und Herrchen in der ein oder anderen Situation wieder und wenn es nicht den eigenen Hund betrifft, so lernt man zumindest mehr Verständnis für andere Hundemenschen aufzubringen.

Denn jeder von uns hat sich auf Spaziergängen doch schon einmal gewundert, warum ein entgegenkommendes Mensch-Hund-Team sich nicht unbedingt logisch verhält. Das Buch von Karin Michalke zeigt sehr deutlich, wie sich Menschen mit „Problemhunden“ fühlen. Ja, es geht sehr realistisch um die Höhen und Tiefen dieses Miteinanders. Es zeigt aber vor allem sehr deutlich, das Glück, das Karin Michalke – trotz der Probleme – mit ihrem Billy-Joe empfand.