Gassigeschichte

Gassigeschichte #15 | „Mein Hund beißt halt, wenn er kleine Hunde sieht!“

Heute habe ich mal eine etwas andere Gassigeschichte für euch. Die Überschrift bezieht sich natürlich nicht auf das Boernetier, aber tatsächlich handelt es sich um ein echtes Zitat, das uns heute zu Ohren gekommen. Leider im direkten Zusammenhang mit einem tragischen Zwischenfall, der mal wieder beweist, dass manchen Menschen nicht mit Hunden umgehen können. Und was viel schlimmer ist: Auch keine Verantwortung tragen möchten, wenn ihr Hund etwas anstellt. „Hund beißt Welpen“, könnte die Überschrift übrigens auch heißen.

Aber besser erzähle ich euch die Geschichte von Anfang an. Wir haben den Boernehund gestern in seinen Lieblingswald ausgeführt. Hier kann er schnüffeln, was das Zeug hält und im Allgemeinen trifft man hier auch immer mal wieder auf nette Hunde, mit denen er sich kurz austauschen kann. So auch am gestrigen Tag. Wir haben eine riesige Waldrunde gedreht und waren schon fast wieder am Auto, als wir eine Frau sahen, die in einem aggressiven Tonfall ihren Hund rief. Boerne schnüffelte mit einer Hundedame hinter uns, während wir langsam weiter schlenderten und besagter Frau näher kamen. Als plötzlich ein Hund neben der Dame aus dem Gebüsch gesprungen kam und sich einen Welpen schnappte, der gerade zufällig in Reichweite war. Der kleine Labradoodle – so sah er jedenfalls aus – schrie wie am Spieß, während die aggressive Frau weiter nach ihrem Hund rief und keine Anstalten machte, das Problem durch wirkliche Aktivität zu lösen.

Der Hund beißt und kommt direkt auf uns zu

Nach einer gefühlten Ewigkeit lies ihr Hund den Welpen los und kam dann direkt auf uns zu gerannt.

Hund beißt

Der Hund war nur minimal größer als Boerne, vielleicht 55-60cm hoch und sah aus wie ein Schäferhund-Dackel-Mischling. Der Körper war viel zu groß und zu lang für die kurzen Beinchen und irgendwie sah das braune Kerlchen ziemlich süß aus. Unter normalen Umständen hätte ich auch nichts gegen eine Hundebegegnung gehabt, schließlich lief der Hund – genau wie Boerne – frei und das bedeutet im Normalfall für mich, dass keine große Gefahr von dem Hund ausgehen sollte. Nun hatte ich aber gesehen, wie das Tier einen kleinen Welpen gebissen hatte und so musste ich Boerne natürlich beschützen! Ich ging auf den Hund direkt zu und schickte ihn deutlich weg. Dabei hatte ich mich zwischen ihn und Boerne gestellt.

Wie schicke ich einen Hund weg?
Wichtig ist (und war hier) ein selbstbewusstes Auftreten. Der fremde Hund würde eure Unsicherheit spüren und ansonsten nicht auf euch hören. Bleibt ruhig und reagiert nicht hektisch, spannt euren Körper an, tretet einen Schritt auf den fremden Hund zu, streckt euren Arm aus und sprecht den Hund mit einem deutlichen und ernsten „Geh weg!“ an. Bitte denkt aber immer daran, dass ihr den fremden Hund nicht kennt und auch seine Reaktion natürlich einschätzen könnt. Dies ist aber im Normalfall eine sehr gute Möglichkeit auch fremde Hunde zum Rückzug zu bewegen.
Hund beißt

Zum Glück ist nicht noch mehr passiert

Wir hatten Glück und mein Auftritt hatte Erfolg, der Hund kam nicht näher und er trottete zu seinem Frauchen. Diese hatte dann allerdings weniger Glück. Da das Welpenfrauchen leider absolut unter Schock stand, weinte und in keinster Weise fähig war in diesem Moment zu reagieren, kümmerte ich mich um das motzende Frauchen des bissigen Hundes. Denn für sie lag ohne Zweifel der Fehler nicht bei ihrem Hund, der kleine Hunde beißt – NEIN, sondern bei dem Welpen, der freundlich auf ihren Hund zugegangen war! Ich forderte sie mehrfach auf, dass sie ihren Hund doch endlich anleine, was sie absolut ignorierte und dreist verweigerte. Sie wetterte nur los, dass das Welpenfrauchen schließlich selbst schuld sei, wenn sie ihren Hund nicht im Griff habe. „Mein Hund beißt halt, wenn er kleine Hunde sieht.“ Bei solchen Worten verliere ich wirklich die Geduld. Wir reden hier übrigens von einem Welpen, der mit Sicherheit keine 3 Monate alt war.

Aber gibt es nicht eigentlich den Welpenschutz?
Es gibt tatsächlich eine Art Welpenschutz, der sich aber ausschließlich auf das eigene Rudel bezieht und auch nur für die ersten Lebenswochen des Welpen gültig ist. Demnach konnten Forscher bei Wölfen beobachten, dass diese den Welpen im eigenen Rudel in den ersten 2 Monaten vieles durchgehen lassen. Dennoch hält sich der Irrglaube hartnäckig, dass Welpen grundsätzlich nicht von fremden Hunden angegriffen werden. Dies ist aber nicht der Fall. Natürlich reagieren viele Hunde recht gelassen, aber es gibt auch genauso viele Ausnahmen, in denen fremde Hunde aggressiver als üblich auf Welpen reagieren können, wenn diese zu aufdringlich sind.

Leider war die Frau absolut frech und uneinsichtig

Ich habe ihr dann ausführlich (und ich gebe zu – emotional aufgeladen) erklärt, dass sie sich der Verantwortung stellen muss. Ihr Hund hatte zugebissen und der kleine Hund schrie und jaulte auch noch immer auf Frauchens Arm bei Berührungen auf. Auch ist er – meiner Meinung nach – später nicht rund gelaufen. Er schien Schmerzen im Hinterbein zu haben. Anstatt sich nach dem Welpen zu erkundigen und sich zu entschuldigen, kam die Madame immer weiter in Fahrt und griff das Welpenfrauchen verbal an. Und schließlich sei sie sich keiner Schuld bewusst. Immer wieder wiederholte sie, dass ihr Hund ja schließlich nur gebissen hat, weil der junge Welpe auf ihn zugerannt wäre. Hätte die andere Frau ihren Hund im Griff gehabt, dann wäre schließlich nichts passiert.

Dazu muss ich vielleicht noch sagen, dass die Madame immer wieder nach ihrem bissigen Hund gerufen hatte und dieser sich nicht dazu aufraffen konnte, auf sein Frauchen zu hören. Somit frage ich mich, ob es nicht eher diese Dame gewesen war, die ihren Hund nicht im Griff hatte. Anleinen wollte sie ihn übrigens nicht, da sie sich von ihrem Hund beim Joggen gestört fühlte.

Was tun wenn der eigene Hund beißt?
Meiner Meinung nach kann jeder Hundebesitzer in diese unangenehme Situation geraten, dass der eigene Hund im Freilauf einen anderen Hund – aus welchen Gründen auch immer – beißt. Doch dann gilt es, Ruhe zu bewahren und die Situation so gut es eben geht zu bewältigen. Dazu gehört, dass man zunächst einmal ohne wenn und aber den eigenen Hund anleint. Des Weiteren ist es wichtig – egal welcher Hund zuerst provoziert hat – nicht auch noch aggressiv auf den anderen Hundehalter zuzugehen, sondern zu versuchen die Situation zu entschärfen, indem man sich entschuldigt, nach dem – möglicherweise verletzten – Hund erkundigt und ohne Aufforderung seine Kontaktdaten herausgibt.

Flucht war leider ihre Lösung obwohl ihr Hund beißt

Leider hat die Joggerin mit ihrem Hund nach dieser Diskussion die Flucht ergriffen und das Weite gesucht. Ihr Hund lief weiter frei durch den Wald. Kontaktdaten hat sie natürlich auch keine hinterlassen. Wir kümmerten uns daraufhin – zusammen mit einer weiteren Dame – um das Welpenfrauchen und haben ihr zur Not auch unsere Kontaktdaten gegeben, falls sie Unterstützung oder Zeugen benötigte.

Seid ihr schon mal in einer solch schlimmen Situation gewesen? Wie hättet ihr reagiert?

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3 Kommentare

  • Isabella

    Solche Begegnungen sind furchtbar – und ich muss zugeben, bei solchen Leuten wäre ich wirklich dafür ein Haltungsverbot für Hunde einzuführen. Ich hoffe, dem Welpen geht es soweit gut und es ist nichts Schlimmeres passiert.
    Wir haben ja nun schon einige Jahre Hunde und sind dabei einige Male in unschöne Situationen gekommen. Besonders in Erinnerung sind mir zwei davon. die ganz unterschiedlich waren und doch deutlich machen, wie unbekümmert manche Leute sind. Einmal kam ein unerzogener aber wild-hüpfender Retriever auf uns zu. Das Herrchen sah ich nur undeutlich am Horizont. Da unser Dingo damals schon fast 15 Jahre war und fast blind und gebrechlich bin ich auf eine Wiese ausgewichen – sicher 100m. Es halt aber nichts. Der „ich-will-doch-nur-spielen“ kam uns aber nach. Damals war es für mich am einfachsten, das von unserer Lady regeln zu lassen. Sie hat den Rüpel umgestoßen und sich dann gemütlich auf ihn gesetzt – bevor er Dingo umrempeln konnte. Ich vergesse nie, wie sein Besitzer fragte, ob wir nicht regelmäßig mal gemeinsam laufen könnten, er fand es so toll, wie Lady mit seinem Rüpel umging und ihn sofort korrigierte. Er selbst hatte dazu keine „Nerven“.
    Das zweite Mal war ich mit Damon und Cara – damals gerade frisch aus dem Tierheim bei uns, unterernährt, ängstlich und 5 Monte alt. Neben dem Feldweg war ein Maisfeld und ich hörte, wie sich darin etwas auf uns zu bewegte … und ich hörte eine weibliche Stimme immer wieder säuselnd nach „Baby“ rufen. Daher war meine Sorge nicht so groß. Bis „Baby – der fast drei Jahre alte unerzogene Mastino aus dem Feld kam und sich direkt auf Cara stürzte. Sie schrie, ich trat dazwischen. Damon machte sich groß und hielt ihn knurrend auf Abstand – so konnte ich Cara aufnehmen und über meine Schultern hängen – bevor ich das Abgrenzen wieder übernahm. Das Frauchen kam dann auch an und forderte mich auf, meine „knurrende Bestie“ (Damon war ein Cairn-Terrier-Mix und ungefähr so groß wie der Kopf von „Baby“) besser unter Kontrolle zu halten. Das ihr Hund weiterhin versuchte sich uns zu nähern ignorierte sie total. Und auf meinen Hinweis, der Hund sollte umgehend an die Leine erklärte sie mir nur etwas von notwendiger Freiheit. Als ich ihr damals empfohlen habe sich an einen Trainer zu wenden wurde mir schlecht als sie mir erklärte, die Rasse würde erst spät erwachsen, deswegen hätte es keinen Sinn vor dem vierten Lebensjahr mit einem Training anzufangen.

    Ich freue mich, dass wir hier meistens schön einsam unterwegs sind und daher nicht noch mehr Geschichten dieser Art erlebt haben.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

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