Dog Show in England | Eine skurrile Tradition?!
In England haben Hundeshows eine tief verwurzelte Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, als der britische Adel die systematische Zucht und Bewertung von Jagdhunden begann. Im Jahr 1859 fand die erste richtige und moderne Hundeausstellung in Newcastle (hier waren wir auch schon mit Boerne) von Pointer und Setter statt. Die Hingabe zur Zucht und Pflege von Jagdhunderassen wie Spaniels, Pointern, Retrievern und Settern ist hier besonders stark ausgeprägt, da diese Hunde jahrhundertelang eine zentrale Rolle in der britischen Jagdkultur gespielt haben. Die Zucht solcher Hunde folgt strengen Richtlinien, die nicht nur das Aussehen, sondern auch die Arbeitsleistung, das Temperament und die spezifischen Fähigkeiten im Feld berücksichtigen.
Als wir in England waren, sind wir durch Zufall auf so einer Dog Show gelandet. In der Nähe unserer Unterkunft in Cornwall, zeigten uns selbstgebastelte Schilder am Straßenrand an, dass hier bald eine solche Show stattfinden würde. Wir hatten überhaupt keine Ahnung, was uns dort erwarten sollte. Wir sind also mit Boerne einfach mal dorthin gefahren um uns das Spektakel anzuschauen.
Eine kleine Zeitreise ist so eine Dog Show auch
Die Veranstaltung fand auf einer großen Wiese statt, auf der auch ein kleiner Parkplatz eingerichtet war. In einem eingezäunten Bereich wurde jeweils ein kleines Rudel Hunde von einer Jury begutachtet.
Es handelte sich dabei um die English Foxhounds. Diese Hunde werden traditionell für die Fuchsjagd (die ja heute so nicht mehr existiert) gezüchtet und leben oft in Gruppen oder sogenannten „Kennels“ auf großen Landgütern. Sie sind ausgesprochen ausdauernd und lieben es, sich im freien Gelände zu bewegen. Sie werden unter Anleitung eines Huntsman, also eines Jagdführers, trainiert und gepflegt. Ihre Ernährung und Pflege sind auf eine hohe Leistungsfähigkeit ausgerichtet und sie durchlaufen regelmäßiges Konditionstraining, um ihre Ausdauer und ihre Fähigkeiten zur Spurensuche zu schulen. Außerhalb der Jagdsaison genießen sie ebenso viel Bewegung und ihre Bindung an das Rudel ist stark ausgeprägt, sodass sie sich in einer Gruppe am wohlsten fühlen und dort auch – ohne direkte Familienanbindung – Leben.
Die Begutachtung der Hunde war für uns schon ein bisschen lustig mit anzusehen, da wir solche eine Art der Hundeshow bei uns nicht kennen. Die Jury trug weiße Kittel und eine Melone auf dem Kopf (halt so richtig wie Gentleman – übrigens auch die Frauen!). Die Hunde wurden nur angeschaut, nicht angefasst und bekamen regelmäßig Leckerchen zugeworfen.
Was lustigeres habe ich selten erlebt!!!
Es gab auch Wettbewerbe bei denen jedes Hund-Mensch-Team mitmachen konnte! Hier hatten wir auch einiges zu lachen, denn so ganz „normal“ waren diese Wettbewerbe nicht. 😉
Es gab zum Beispiel die Kategorie „Waggiest Tail Contest“. Bei dieser Kategorie wurde der Hund mit dem fröhlichsten und aktivsten Rutenschwung gesucht. Die Jury bewertete dabei, wie energisch und ausdauernd die Hunde ihre Rute wedeln. All das nahm sich. typisch endlich – nicht ganz ernst.
Auch die Kategorie „Dog with the most appealing eyes“ war mega süß! Hier wurden die Hunde mit den schönsten Augen ausgezeichnet. Boerne hätte hier natürlich gewonnen! Auf jeden Fall!
Meine absolute Lieblingskategorie war aber eindeutig die „Owner-Dog Lookalike Competition“. Bei dieser Kategorie wurden Hunde und ihre Besitzer daraufhin bewertet, wie ähnlich sie sich sehen. Von ähnlichen Frisuren über Outfits bis hin zu Gesichtsausdrücken wird alles berücksichtigt, was das „Doppelgänger-Potenzial“ erhöht. Und da haben auf jeden Fall einige Teams mitgemacht. Man merkt halt, dass die Engländer ihre Hunde lieben, einen ganz besonderen Humor haben.
Wir haben bei keiner der Kategorien teilgenommen und uns das Spektakel nur vom Rand aus angeschaut. Boerne hätte aber mit Sicherheit überall gewonnen. 😉
Eine Rasse-Begutachtung gab es auch noch
In einem weiteren abgegrenzten Bereich wurden noch verschiedene Rassehunde nach Größe sortiert angeschaut und beurteilt. Da Boerne ja ein Mischlingshund ist, durfte er dort natürlich nicht mitspielen. Was uns aber die ganze Zeit über aufgefallen ist, ist dass die Menschen wirklich lieb mit ihren Hunden umgegangen sind und kein Hund gezwungen wurde, irgendetwas zu machen.
Ein bisschen fühlte man sich dort als sei man Teil eines englischen Krimis, wie zum Beispiel Inspector Barnaby. Man hat nur auf den krimitypischen Aufschrei gewartet, der signalisiert, dass einer der Hunde in einem der Pavillons mitten zwischen den Menschen eine Leiche erschnüffelt hat. Zum Glück ist das natürlich nicht passiert. Gewundert hätte es aber wohl niemanden. 😉
Kennt ihr eine solche Dog Show? Ist das auch was für Deutschland?