
Timo Blunck | Ein kleines Lied über das Sterben
[Rezensionsexemplar, Werbung]
Welch seltsame Wendungen kann das Leben für erfolgreiche Menschen doch haben – auch für Polizeiermittler. Und so kommt nach dem hohen Erfolgsrausch manchmal der Drogenrausch. Aber bitte nicht falsch verstehen: „Ein kleines Lied über das Sterben“ ist ein skurriler, ausschweifender, manchmal exzessiver Krimi, aber auch eine Hundebuch. Schon die Eingangsszene hat mich ganz mitgenommen, in der Labi-Rüde „Zartbitter“ aus dem See stürmt und voller Überschwang unseren Erzähler anspringt. Wir sind voll in der Hundeszene, mit z.B. deren Sichtweisen und Wortwahl. Diese Aspekte werden aber mit einem deutlichen Lächeln dargestellt, mit viel Humor rund um skurrile Situationen.

Möchten wir nicht alle wissen, was unsere Hunde denken?
Das Niedliche sollte uns nicht zu sehr blenden – es bleibt nicht nur niedlich. Wir haben schließlich einen Protagonisten, der echt volle Kanne, mit täglichem Kokskonsum abgestürzt ist. Ein großes Spannungsfeld macht sich hier auf. Darüber hinaus sind wir in Hamburg, das in seiner zeitweisen morbiden Art, die Kulisse für unseren gefallen Engel, Helden Tom Mangold darstellt, dessen größtes Glück in dieser erfolglosen, perspektivlosen Lebensphase, wohl die Hündin Knef ist. Diese bringt auch Spannung in seine Tristesse. Blunck lässt auch Knef „zu Wort kommen“ – zumindest ihre Gedanken. Sie begutachtet, bewertet das menschliche Leben – sei es als Zeuge des Fortpflanzungsakts oder guter Wachhund.

Und natürlich geht es in Hamburg auch im die Rotlichtszene, um viel Sex, Drugs – eine Art Rock’n’Roll-Leben. Passt das zum Hundekrimi? Es ist gewöhnungsbedürftig und absolut nicht im Cosy-Stile, den wir sonst dazu kennen. Da die Dinge so nahtlos ineinander übergehen, wirken sie real – nicht aufgesetzt. Sie sind aber bestimmt nicht jedermann/-fraus Sache. Wer es aber etwas trashig mag, urbane Literatur mag, ist hier genau richtig.
Ein Autor, der gerne über Grenzen geht
Das Buch ist wirklich mal strange, eigenwillig, unerwartet und auch mal böse. Man merkt, dass Autor Timo Blunck es liebt über die Grenzen zu schreiten. Somit ist das Buch absolut nicht zu vergleichen mit vielen Krimis mit Hunden im Fokus. Hier bleibt es eben nicht nur niedlich und lieb – bei weitem nicht. Dem Buch unterliegt durchweg ein Tonfall voller Ironie zum Sarkasmus.

Kennst du das Buch schon?