Angsthund
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#1.2 Angsthund | Update | Hund möchte nicht gassigehen

Vor zwei Jahren habe ich euch an dieser Stelle davon berichtet, dass Boerne von einem auf den anderen Tag nicht mehr vor die Tür gehen wollte. Woran das genau lag, wissen wir bis heute nicht. Ein Hund möchte nicht gassigehen? Das ist doch nicht normal! Hier habe ich einen kleinen Auszug von meinem damaligen Beitrag für dich:

Es gibt allerdings immer noch unzählige Dinge, die ihm Angst bereiten. Auch muss man wissen, dass ein Angsthund jederzeit rückfällig werden kann. Dinge, die vollkommen normal waren, sind dann plötzlich ein riesiges Problem. So einen Fall haben wir derzeit mit Boerne.

Eines morgens habe ich Boerne – wie immer – sein Geschirr angezogen, die Leine eingehakt und bin mit ihm vor die Tür gegangen. Wir waren noch keine Minute unterwegs, da wechselte er plötzlich die Richtung, hängte sich mit voller Kraft in das Geschirr, fingt an zu zittern und wollte nur noch nach Hause. Sofort überlegte ich, was er gesehen habe könnte. Was hatte ihn so sehr erschreckt? Ich weiß es nicht. Mir ist nichts aufgefallen und wir waren ganz alleine auf der Straße. Ansprechen und locken ließ er sich auch nicht mehr.

Quelle: https://steffis-schreibsicht.de/angsthund-wenn-der-hund-nicht-mehr-vor-die-tuer-moechte/

Wenn du wissen möchtest, wie Boerne sich damals genau verhalten hat, dann schau doch einfach in den Beitrag von damals. Hier soll es heute nur um ein Update gehen, da viele von euch danach gefragt haben. Was haben wir gemacht um Boerne wieder freiwillig zum Gassigehen zu bewegen?

Hund möchte nicht gassigehen

Wie hat es mit Nahrungsergänzungsmitteln geklappt?

Das kann ich kurz und knapp zusammenfassen: Gar nicht! Das kann natürlich an verschiedenen Faktoren liegen. Wir haben Boerne den Essenszusatz Tryptophan unter sein Futter gemischt. Diesen Zusatzstoff hatten wir bereits ganz am Anfang, als Boerne bei uns eingezogen ist gegeben. Tryptophan soll stimmungsaufhellend und angstlösend wirken. Ich persönlich habe auch nach 4 Wochen keinerlei Veränderungen an Boerne bemerkt. Vielleicht haben wir das Mittel einfach zu kurz gefüttert, ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber zufrieden waren wir damit nicht wirklich. Boerne hat weiterhin seine Angst auf der Straße gezeigt und hat sich draußen unverändert verhalten.

Tierarztcheck

Auch bei unserer Tierärztin haben wir Boerne durchchecken lassen und er hat keine Anzeichen von Krankheit oder Verletzungen gezeigt. Ich rate dir auf jeden Fall, deinen Hund einmal zum Tierarzt zu bringen und gründlich untersuchen zu lassen. Es könnte ja auch einfach ganz banale Gründe haben, wie zum Beispiel eine kleine Verletzung an den Pfoten. Auch das kann schon ein Auslöser sein, warum der Hund nicht gassigehen möchte. Boerne war auf jeden Fall kerngesund und somit war klar, dass es sich bei ihm wirklich um richtige Angst vor etwas – für uns – Unbekanntem handelte.

Was wirklich gegen die Angst geholfen hat

Da wir ziemlich viel ausprobiert hatten und recht verzweifelt waren, haben wir in einen Tipp unserer Tierärztin viel Hoffnung gelegt. Und wurden belohnt! Wir sollten einfach in den Urlaub fahren und danach würde Boerne vergessen, dass er zuhause vor der Gassirunde Angst hatte. Das hört sich jetzt erstmal wirklich komisch an, aber ich kann dir sagen: DAS FUNKTIONIERT! Unser Sommerurlaub stand sowieso kurz bevor und wie immer durfte Boerne mit uns verreisen. Die Wochen vor unserem Urlaub haben wir die Gassirunden ruhig angehen lassen. Wenn er nicht wollte, dann musste er auch nicht mitgehen und regelmäßig ging es für uns uns Boerne in ein weiter entferntes Waldstück. Dort war zwar auch klar, dass Boerne an der Leine bleiben musste – sonst wäre er zurück zum Auto gerannt – aber es gab Momente, in denen er ruhig schnüffeln und runterkommen konnte. Die Runden zuhause haben wir so weit es möglich war komplett ausfallen lassen.

Hund möchte nicht gassigehen

Im Urlaub war Boerne dann sofort wie ausgewechselt. Alle Probleme, die es Zuhause mit dem Gassigehen gab, waren hier komplett vergessen. Und er konnte einen tollen Urlaub in Großbritannien mit uns genießen. Und als wir nach drei Wochen zurück in Deutschland waren, war Boerne weiterhin voll motiviert, vor die Tür zu gehen. Die Angst war wirklich komplett verschwunden. Es gab danach auch keinen einzigen Rückfall mehr. Von wegen, der Hund möchte nicht gassigehen! Plötzlich war Boernes kleine Hundewelt wieder vollkommen in Ordnung und auch unsere Straße konnte er ganz brav entlanglaufen ohne sich zu verweigern, einfach sitzenzubleiben oder umzudrehen.

Befreie deinen Hund von der Angst

Mir ist klar, dass du – vor allem in der momentanen Coronazeit – nicht mal eben deine Koffer packen und verreisen kannst, aber grundsätzlich ist mein Tipp: Hole deinen Hund für einige Zeit aus seinem gewohnten Umfeld heraus. Wenn du mit deinem Hund nicht in den Urlaub fahren kannst, dann könntest du vielleicht für eine Woche – evtl. reicht auch schon ein Wochenende – mit deinem Hund bei der Familie oder Freunden im Nachbarort unterkommen. Sollte auch das für dich nicht möglich sein, dann versuche die Gassirunden komplett auf ein anderes – fremdes – Gebiet zu verlegen. Fahre mit deinem Hund im Auto von der Haustür aus los und erkunde neue Gegenden. Das muss nichts Ausgefallenes sein, vielleicht eine Runde vorbei an unbekannten Feldern, eine Waldrunde oder einfach ein Spaziergang durch den Park.

Berichte doch mal, wie es euch ergeht! Hat dein Hund Probleme mit dem Gassigehen? Ich freue mich über deine Nachricht!

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11 Kommentare

  • Isabella

    Wir hatten ja vor Cara schon eine ängstliche Hündin und da schon sehr viel gelernt – und lernen jetzt auch mit Cara immer wieder.
    Ähnlich ist es uns dieses Jahr auch gegangen – Hauptunterschied war, ich kannte den Grund. Bei uns wurde viel gejagt und somit auch geschossen. Leider kam nach der Jagdzeit dann auch der Austausch von Strommasten, deren Fundamente mit einer Ramme hergestellt wurden … es knallte also weiter.

    Wir haben es dann auch so gemacht, dass ich einige Wochenlang mit dem Auto etwas weiter gefahren bin … in eine knallfreie Ecke. Jeden Tag habe ich probiert einfach bei uns loszulaufen. Blieb Cara stehen und fing an zu zittern, sind wir sofort ins Auto gestiegen. Irgendwann wurde es immer ein Stück mehr, dass wir angstfrei laufen konnten und vor zwei Wochen hat es irgendwie „klick“ gemacht … und wir können wieder unsere normalen Morgenrunden drehen.

    Ich freue mich, dass es bei euch geklappt hat.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

    • Steffi

      Liebe Isabella,

      es ist wirklich verrückt, dass von einem auf den anderen Tag wieder alles gut läuft. Gut, dass du die Möglichkeit hattest und mit Cara aus der „Gefahrenzone“ raus fahren konntest. Bei uns sind in letzter Zeit auch häufig Jäger unterwegs. Boerne hat da zwar auch riesige Angst, aber zum Glück, ist am nächsten Tag alles wieder vergessen und wenn wir die Jäger Zuhause schon hören und es zeitlich passt, dann versuchen wir einfach später mit ihm rauszugehen.

      Liebe Grüße
      Steffi

  • Stine

    Liebe Steffi,
    wir haben eher das Gegenteil. Unser Prager Rattler, Nicki, möchte überall mit. Wäsche in den Keller bringen? Sie weint. Kurz in Supermarkt? Sie weint. Am glücklichsten ist sie, wenn wir mit ihr stundenlang laufen. So klein, aber voller Energie.
    Liebe Grüße
    Stine

    • Steffi

      Liebe Stine,

      Boerne liebt es auch, wenn er dabei sein kann, aber genauso liebt er auch die Ruhe vor uns. 😉 Er bleibt also auch gerne mal allein und folgt uns nur, wenn er hört, wie wir an seine Vorratskiste mit dem Futter gehen.
      Was macht ihr denn dagegen? Mit in den Supermarkt darf Nicki ja nicht.

      Liebe Grüße
      Steffi

      • Alice

        Habe seit 3 Jahren ein
        staffordshire-bullterrier er ist 10 Jahre alt er hört sehr gut und darf auf übersichtlichen Feldern frei rum laufen er jagt gerne Rabe er ist ein fröhlich verspielter rüde er läuft mit mir
        20 bis 30km am Wochenende
        Leider hat er Angst vor gewitter/Schüsse und silvester
        Egal was ich mache er will nicht Gassi wenn wir im Garten ball spielen kann es von jetzt auf nachher sein das er zum ball geht und wie wenn er von einer hummer gestochen wurde rennt er panisch zur Tür ich kontrollieren Dan die stelle aber finde nix ich kontrollieren ihn aber es ist auch nix und wenn ich mit dem auto fahre und er freund sich mega auf eine runde Gassi weil ich sage komm wir fahren auto und gegen Gassi mach die Tür Leine ihn an und lass ihn auf dem Feld frei laufen er rennt macht ein Bogen und bekommt panische angst und rennt zum auto egal ob ich gewohnte Strecken wo er kennt oder neue Strecken es hilft nix er tut mir soo leid weil er panisch sein Geschäft macht er will einfach nach hause wenn wir zuhause sind und er sich bereut hat will er ball spielen also gehe ich mit ihm in den Garten und das spiel fängt wieder an und wegen Gassi gehen das gleicht wie beim Boerne das er mit aller Gewalt zurück will und wiederwillig mit geht wenn ich ihn da zu nötige weil er sein Geschäft machen muss aber er denkt sich hey da richt es gut und läuft so zurück das ich denkt OK Dan darfst du schnüffeln aber ich muss da gegenhalten weil er sonst nach hause zieht aber ich rede auf ihn ein das er laufen muss und es nix passiert weil ich da bin aber ich weiss leider nicht weiter ich überlege mit ein von th ein paar lavendel oder baltrian Tropfen zu holen oder er spürt das es balt Silvester ist

        • Steffi

          Hallo Alice,

          leider haben Hunde ja häufig Angst vor Gewitter oder Schüssen. Das braucht viel Zeit, den Hund davon zu überzeugen, dass ihm in den verschiedenen Situationen nichts passieren kann.
          Hast du schon mit dem Tierarzt gesprochen. Das würde ich immer zuerst abklären lassen, dass der Hund auch wirklich gesund ist. Ansonsten versuche es einfach mal mit Lavendel. Vor allem bei sehr ängstlichen Hunden, kann das auf jeden Fall helfen. Bislang habe ich noch keine Erfahrungen dazu gemacht.

          Viele Grüße
          Steffi

  • Yvonne

    Hallo Steffi, wir haben eine Bearded Collie Hündin. Sie ist sehr freundlich und freut sich über alle ob Hund oder Mensch. Gassi gehen ist momentan sehr schwierig, genau so wie du es auch beschrieben hast, ein paar Meter geht dann ist Panik und Rückwärtsgang angesagt. Wenn ich sie aber versuche weiterzuziehen mit ablenken und Lieblingsspielzeug und wir eine gewisse Strecke hinter uns gebracht haben, wird sie wieder entspannter. Sie läuft dann auch ohne Leine am Feld. Auf dem Rückweg fängt es dann wieder an das sie panischer wird, aber kein bocken, nach Hause geht’s ja nur in die Richtung. Gesundheitlich ist alles in Ordnung. Wir haben auch schon einen anderen Weg probiert, aber dann haben wir das Problem das sie ihr Geschäft nur an bestimmten Orten erledigt!!! Auch nicht einfach. Mal gucken wie wir da jetzt vorgehen. Wir wollen ja das sie Spass hat und keine Angst.
    Dein Bericht war jedenfalls interessant für mich.
    Gruss
    Yvonne

  • Maria Christina

    Hallo Steffi, Holly hatte und hat immer mal wieder, mal mehr mal weniger, vor bestimmten Strecken/ Stellen/ Situationen entsetzliche Angst…manchmal offensichtlich, aber oftmals ist es für uns garnicht einzuschätzen was genau sie so ängstigt. Mittlerweile ist es etwas besser geworden, aber sie hat immer wieder „Flashbacks“. Vieles haben wir da schon ausprobiert, aber tatsächlich hat bisher am meisten geholfen Ihr Selbstbewusstsein auf anderen Strecken, in anderen Situationen zu stärken. Gelegentlich war es auch erforderlich sie ein wenig zu „überrumpeln“, zB bei Treppen oder beim Überqueren von Fußgängerbrücken. Hätten wir nur nach gegeben wäre das nicht gut ausgegangen Sie hat nach vielen Anläufen verstanden, dass das was folgt gut ist. Mal sehen wie sie sich noch entwickelt… wir sind guter Dinge. Vielen lieben Dank für den tollen Blog, super interessant!

  • Gabi

    Hallo,

    Wir haben einen Labrador, 11 Jahre, vor 10 Jahren gerettet, ( Deprivationshund / autistische Züge ), er kommt gut m Alltag klar,
    Aber eine Angst kommt immer wieder …er kann FußBöden dann nicht mehr “ sehen “ und wir denken …für ihn tut sich ein Abgrund auf…er läuft nicht mehr weiter …Stunden St. Er vor dem Problem …weiterzulaufen ..
    Also müssen wir überall Teppiche in anderen Farben auslegen …dann geht es wieder
    Es verschwindet nach Tagen / Wochen ..wie es gekommen ist
    Ich kann dir nur Recht geben, ist der Tag rum, und er läuft morgens den ersten Fußboden ist es viel leichter ….da hat er alles weggeschlafen ☺️

    Wollte einfach nur mal berichten….

    Viele liebe Grüße! Und ne tolle Seite
    Gabi

  • Manu

    Huhu,
    wenn ich das lese, trifft das auch %auf unsere Elli zu….seit zwei Tagen geht sie partout nicht mehr weiter vor die Tür als unser Hof geht….am WE war noch alles super und jetzt geht nix mehr….wir packen sie jetzt ins Auto und da flitzt sie dann außerhalb über Felder alsxwäre nix gewesen….bin ratlos, was wir tun können, Urlaub ist nicht in Sicht aber es beruhigt ungemein, dass es anderen auch so geht, denn die Nachbarschaft belächelt mich auch schon.

  • Sindy Brunner

    Liebe Steffi.
    Du sprichst mir aus dem Herzen weil wir genau das gleiche Problem haben mit unserer Hündin.
    Ich bin dann traurig und auch überfordert weil man nicht weiß was man tun soll.
    Wir fahren jetzt auch in die Schweiz und ich hoffe das es danach gut ist.
    Diese Snacks haben wir auch probiert aber für mich Schwachsinn.
    Danke für deinen Text und ich hoffe es hilft uns auch!
    Liebe Grüße Sindy

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